Jo Kühn - Winterreise

Wer an die »Winterreise« denkt, denkt an Franz Schubert. In diesem Buch aber stehen zwei andere Künstler im Mittelpunkt: Wilhelm Müller und Jo Kühn. Ohne Wilhem Müller, den vergessenen Dichter, gäbe es keinen Liedzyklus »Winterreise« - übrigens auch keine »Schöne Müllerin«, keinen »Hirt auf dem Felsen« und manches andere.

Der Zusammenklang der Müllerschen Winterreisen-Gedichte mit Jo Kühns Bildern gleicht einer polyphonen musikalischen Struktur: wie in einer zweistimmigen Invention durchdringen und beleuchten sich zwei voneinander unabhängige Stimmen gegenseitig; und auch hier sagt die eine Stimme eigentlich nie das Gleiche, was gerade die andere sagt.

So absurd es wäre, zu sagen, Schubert habe Müllers Texten eine Musik »unterlegt«, so absurd wäre die Aussage, Jo Kühn habe Müllers Gedichte oder Schuberts Lieder »illustriert«. Wie Schubert hat er ein völlig eigenständiges Kunstwerk geschaffen. Miet der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der man von »Schuberts Winterreise« spricht, darf man von »Kühns Winterreise«  - und sollte endlich auch wieder von »Müllers Winterreise« sprechen.

© Edition Plich

© Website developed by Iain C. Phillips